Wie viel Geld sollte man für ein Gravel Bike ausgeben?

Ein erschöpfter Mann stützt sich auf dem Lenker seines Gravel Bikes ab.
Foto: Maxime / Unsplash

Ein solides Einsteiger-Gravelbike kostet heute zwischen 1.200 € und 1.800 €. Darunter findest du noch fahrbare Räder, musst aber mit Kompromissen bei Schaltung, Laufrädern und Gewicht leben. Zwischen 1.800 € und 2.800 € beginnt das „Sweet Spot“-Segment, in dem die meisten ambitionierten Anfänger langfristig glücklich werden. Wer Rennrad- oder MTB-Performance im Gelände sucht, landet schnell oberhalb von 3.000 €. Rechne zusätzlich mit 300 € bis 450 € im ersten Jahr für Pedale, Tubeless-Umrüstung (falls erwünscht) und regelmäßige Wartung.

Was bestimmt den Preis eines Gravel Bikes?

Gravel Bikes kombinieren die Effizienz eines Rennrads mit der Robustheit eines Mountainbikes. Ihr Preis hängt vor allem von fünf Faktoren ab:

  1. Rahmenmaterial
    Aluminium ist günstig, robust und ausreichend leicht. Carbon spart 300 – 500 g Gewicht und dämpft Vibrationen besser, verteuert das Rad aber um 500 € – 1.000 €.
  2. Schaltung
    Mechanische 1×- oder 2×-Gruppen von Shimano oder SRAM dominieren unterhalb von 2.500 €. Elektronische Schaltungen (Di2, eTap) starten etwa bei 3.000 € Komplettpreis.
  3. Laufräder
    Günstige Laufräder sind schwerer und weniger belastbar. Ein Upgrade auf leichtere, tubeless-fähige Alu-Laufräder kostet rund 250 €. Carbon-Laufräder treiben den Komplettpreis meist über 4.000 €.
  4. Bremsen
    Hydraulische Scheibenbremsen gehören heute zum Standard. Mechanische Varianten senken den Preis um ca. 150 €, bremsen aber schwächer.
  5. Komponenten und Details
    Lenkerflair, Steckachsen, Reifenfreiheit, Gewinde für Taschen und Schutzbleche addieren sich. Hochwertige Cockpit-Teile sparen Gewicht und erhöhen Komfort. Jede Stufe nach oben kostet 100 € – 200 €.

Budgetklassen

Budgetklasse Preisspanne* Typische Ausstattung Beispielmodelle Für wen geeignet
Basis < 1.200 € Alu-Rahmen, 2×9-fach oder 1×10, mechanische Scheibenbremsen, 45 mm Reifenfreiheit Triban GRVL 120, Marin Nicasio+ Neugierige, die Gravel erst testen wollen
Solide 1.200 € – 1.800 € Alu-Rahmen, 2×10 oder 1×11, hydraulische Bremsen, tubeless-fähige Felgen Cube Nuroad Pro, Canyon Grizl 6 Einsteiger mit Ambitionen und Pendler
Performance 1. 800 € – 2.800 € Alu oder Carbon, 1×11–12, leichtere Laufräder, Carbongabel Giant Revolt Advanced 2, Trek Checkpoint SL 5 Fahrerinnen und Fahrer, die längere Touren planen
High-End > 2.800 € Vollcarbon, elektrische 1×12, Carbon-Laufräder, integrierte Cockpits Specialized Diverge Expert, BMC Kaius 01 Sportlich orientierte, Renn- und Bikepacking-Fans

*Preise gerundet, Komplettbikes mit Straßenausstattung (ohne Pedale)

Anschaffungs- und Folgekosten

Die folgende Grafik zeigt, dass der Kaufpreis nur der größte Einzelposten ist. Verschleißteile und sinnvolles Zubehör machen einen spürbaren Anteil aus.

Diagramm mit den Werten für Gravelbike Anschaffungspreis und Folgekosten je Budgetklasse
Balkendiagramm mit vier Budgetklassen. Rote Balken zeigen den durchschnittlichen Anschaffungspreis, hellrote Balken die Folgekosten im ersten Jahr (Helm, Pedale, Tubeless-Dichtmilch, Kette, Werkstatt). Je höher die Klasse, desto kleiner fällt der prozentuale Anteil der Folgekosten aus, absolut steigen sie jedoch leicht.

Neubike oder doch gebraucht?

Die meisten Einsteiger greifen zum Neurad, weil Garantie, Rückgaberecht und einwandfreie Komponenten überzeugen. Ein gebrauchtes Gravel Bike spart 20 % bis 40 %, verlangt aber technische Kenntnisse bei der Begutachtung. Wer ein Jahr altes Vorjahresmodell mit wenig Laufleistung findet, kann besonders im High-End-Segment mehrere Tausend Euro sparen. Prüfe immer Rahmen auf Risse, Bremsleitungen auf Dichtheit und das Service-Heft.

Pflicht-Zubehör und weitere Ausgaben

Kategorie Warum nötig? Ø-Kosten
Pedale & Schuhe Viele Räder werden ohne Pedale geliefert. Klickpedale erhöhen Effizienz. 80 € – 150 €
Helm Sicherheit geht vor. 60 € – 120 €
Tubeless-Umrüstung Weniger Pannen, weniger Gewicht. 50 € – 70 €
Multitool & Pumpe Kleine Reparaturen unterwegs. 40 €
Beleuchtung Gesetzliche Pflicht im Straßenverkehr. 50 € – 100 €
Verschleißteile (Kette, Bremsbeläge) Abhängig von Kilometerleistung. 60 € – 100 € pro Jahr
Bikefitting (optional) Sitzhaltung optimieren. 120 € – 200 €

Preis ist nicht gleich Wert

Ein teures Gravel Bike bringt dir nichts, wenn es nicht passt. Achte zuerst auf Rahmengeometrie und Größe. Probiere mehrere Modelle, bevor du entscheidest. Prüfe außerdem:

  • Einsatzprofil: Fährst du überwiegend Asphalt, Waldwege oder Singletrails?
  • Übersetzung: Wohnst du im Flachland, reicht oft ein 40×11-42. In den Alpen kann ein kleineres Kettenblatt sinnvoll sein.
  • Aufrüst­barkeit: Hat der Rahmen genug Gewinde für Gepäckträger, Schutzbleche und drei Flaschenhalter?

Ein Gravel Bike für 1.600 € mit perfekter Passform ist in der Praxis wertvoller als ein 3.500 € Carbon-Rennbolide, der nach zehn Kilometern Rückenschmerzen verursacht.

Fazit

Plane für ein wirklich gutes erstes Gravel Bike mindestens 1.500 €. Kalkuliere zusätzlich etwa zehn Prozent des Anschaffungspreises für Zubehör und Wartung im ersten Jahr. Entscheide dich anhand deines Einsatzprofils, probiere verschiedene Rahmengrößen aus und investiere lieber in Passform und sinnvolle Komponenten als in Hochglanz-Marketing. Dann macht dein Gravel Bike lange Freude.

Verfasst von:

Dennis Niedernhöfer

Ist am liebsten im flachen Terrain mit wechselnden Untergründen unterwegs. Fährt derzeit ein Bulls Grinder 3.